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358:-369: 0. Die Schockwellen des US-Golfkriegs 1991 mit dem erstmaligen Einsatz von Präzisionswaffen in größerem Maßstab („psychologische Atombombe“) haben die Theoretiker und Praktiker des Militärs global stark beeinflußt. In China hat man sich längst von dem alten Konzept verabschiedet, in einen möglichen Krieg (allein) auf Volksarmee und herkömmliche Lowtech-Mittel zu setzen; stattdessen ist inzwischen (allgemein) von „Informatisierung“ und „Intelligentisierung“ des Krieges (Anwendung von KI) die Rede. Worum geht es dabei im Einzelnen: 1. Um den Zugang zu militärisch wichtigen Daten, die in KI-Algorithmen eingespeist werden können: Nach Miller hat auf diesem Feld weder die USA noch China einen eindeutigen Vorteil. Allerdings fokussiert sich China vor allem regional auf das Ost- und Süd-chinesische Meer (inkl. Taiwan), während die USA sich auf Ukraine/Rußland und umzu, Israel/Palästina und umzu, auf China und Taiwan – generell global ausrichten. 2. Um die Anwendung von Algorithmen: Hier kommen KI-Forscher ins Spiel. Heutzutage bilden die Chinesen schon die größte Gruppe der weltweit führenden Forscher, aber den USA gelingt es bislang, mehr als die Hälfte in den USA zu beschäftigen. 3. Um Rechenleistung: Hier besitzen die USA noch einen beträchtlichen Vorsprung, z.B. sollen bis zu 95 % der GPUs in chinesischen KI-Servern von Nvidia stammen. Das dürfte sich noch ein halbes Jahrzehnt und länger hinziehen, bis China hier eine Eigenproduktion hinkriegen könnte. Bislang kann China die Rechenleistung einfach aus dem Silicon Valley beziehen. 4. Viele US-Ideologen sind der Meinung: Das US-Militär wird nur dann erfolgreich sein, wenn es einen entscheidenden technologischen Vorsprung besitzt. Hier kommt die Zukunftsforschung der DARPA ins Spiel: Es geht dabei z.B. um das Paradigma der Vernetzung von Tausenden von Geräten auf dem Schlachtfeld; um den Kampf um das elektromagnetische Spektrum: Die DARPA forscht demnach an alternativen Navigationssystemen, die nicht von GPS-Signalen oder Satelliten abhängig sind, deren Kommunikation schon heute effektiv gestört werden kann. 5. Wer verfügt über welche Geldsummen? Die DARPA über ein par Milliarden $ pro Jahr. Die Ausgabemöglichkeiten der US-Regierung befinden sich auf dem Chipmarkt im Sinkflug, für jedes große Chipunternehmen ist der chinesische Verbrauchermarkt ein viel wichtigerer Kunde als die US-Regierung. 6. Strategisch wichtige Halbleiterfirmen sitzen in Korea und Taiwan – unmittelbar vor der Festlands-chinesischen Haustür. Miller schließt das Kapitel so ab: Taiwan ist nicht nur die Quelle der modernen Chips, auf die die Militärs beider Länder setzen. Es ist auch das wahrscheinlichste Schlachtfeld der Zukunft.


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