400-407: In diesem Kapitel werden Überlegungen zu folgendem Thema angestellt: China hat eine reichhaltige Halbleiter-Landschaft. Wer hat wahrscheinlich unter den Bedingungen von höchstkomplexen Herausforderungslagen, internationaler Konkurrenz und US-geführtem Wirtschaftskrieg welche Zukunftaussichten: 1. Die Yangtze Memory Technologies Corporation (YMTC) mit Sitz in Wuhan wurde 2016 in Verbindung mit der Tsinghua Unigroup (s. Kap. 45) und einer Finanzierung von 20+-Milliarden $ gegründet. Wuhan ist eine Stadt in Mittelchina am Yangtze-Fluß; sie hat je nach Berechnungsweise weniger oder mehr als 10 Millionen Einwohner. YMTC ist Chinas führender NAND-Speicherchiphersteller. Sie scheinen keine schlechte Arbeit zu machen, denn Apple erwog sich auf NAND-Speicher bei YMTC zu stützen; diese Überlegungen wurden aber unter den Blockademaßnahmen der US-Seite zunichtegemacht. 2. Wuhan Hongxin (HSMC), 2017 gegründet, ist eine weitere (dortige) Chipfirma, in die eine ähnliche Summe investiert wurde und die Logikchips (14, 7 nm und kleiner) bauen sollte. Die Firma kam bereits 2021 zu einem unrühmlichen Ende (pleite). Bis dahin hatte sie laut Miller nicht einen einzigen Chip ausgeliefert; die Firma war demnach in die Hände von Betrügern geraten. 3. Miller diskutiert dann die Frage, wie die Aussichten Chinas sind, ein EUVL-System von ASML (s. Kap. 32, 34, 39) nachzubauen. Er meint: „Vielleicht kann China in einem Jahrzehnt tatsächlich einen eigenen EUVL-Scanner bauen.“ Aber es ist wohl ganz schwer, hier eine seriöse Prognose abzugeben. 4. Besser sieht es wohl bei den RISC-V-Prozessoren für China aus. Sie sind Teil einer Open-Source-Architektur und die RISC-V-Foundation ist 2019 aus Neutralitätsgründen von den USA in die Schweiz umgezogen. So unterschiedliche Organisationen wie DARPA, Alibaba und Huawei sind auf diesem Gebiet (sehr) aktiv. 5. SMIC scheint bei Logikchips erfolgreich zu sein. Laut Miller gibt es einen großen Markt für Logikchips, und sie müssen bei weitem nicht alle auf dem neuesten Stand der Technik sein; möglicherweise kann SMIC bis 2030 Taiwan und Südkorea in Bezug auf das Volumen überholen. 6. Eine Debatte in den USA dreht sich darum, ob man gegenüber China mehr mit „Daumenschrauben“ arbeiten soll oder eher nicht. Überwiegend scheinen sie bislang die erste Variante zu probieren. Hätten die USA nicht (bislang) erfolgreich die WTO paralysiert, würde sich der straflose Spielraum der USA ganz anders darstellen.
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